Gute Verträglichkeit durch Einsatz von körpereigenem Gewebe

Starke Schmerzen im Kniegelenk veranlassten eine 33-jährige Patientin, sich an die Fachärzte der Unfallchirurgie und Orthopädie des Christlichen Krankenhauses zu wenden. Nach einer gründlichen Untersuchung und der Auswertung der MRT-Aufnahmen konnte die Ursache der Beschwerden eindeutig ermittelt werden: Die Patientin litt unter einem stark schmerzhaften tief bis auf den Knochen reichenden Knorpelschaden in der Belastungszone des rechten Kniegelenks. „Um der Patientin wieder eine schmerzfreie Fortbewegung zu ermöglichen, entschieden wir uns für ein neuartiges Vorgehen mit einem Eingriff zur Transplantation mit eigenem Gewebe“, erklärt Dr. Holger Bode, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie der Kliniken Quakenbrück und Löningen.

Denn seit kurzem setzt der Fachbereich Unfallchirurgie/Orthopädie erfolgreich eine innovative Behandlungsmethode bei großen Knorpelschäden beispielsweise im Knie- oder Sprunggelenk ein. Das neue Verfahren mit dem Namen „autocart“ ermöglicht es, große Knorpeldefekte in einer einzigen Operation zu therapieren. Darüber hinaus ist für die Therapie nur körpereigenes Gewebe nötig, was zu einer besonders guten Verträglichkeit des Knorpelaufbaus führt.  

Wie kommt es überhaupt zu derartigen Knorpelschäden? „Man kann sich Knorpel als eine Art Stoßdämpfer vorstellen, die in den Gelenken unsere Bewegungen abfedern. Ist der Knorpel beschädigt, reiben die Knochenenden ungeschützt aufeinander, eingeschränkte Beweglichkeit und Schmerzen sind die Folge. Das Problem ist, dass sich Knorpelschäden erst spät bemerkbar machen, denn der Knorpel selbst besitzt keine Nerven und Schmerzen entstehen erst, wenn darunterliegende Knochen und Gelenkkapseln beschädigt werden. Auch kann sich Knorpel mangels eigener Blutgefäße kaum regenerieren“, erläutert Dr. Holger Bode. Daher sei das neue Verfahren für betroffene Patientinnen und Patienten eine gute Möglichkeit, verletzten Knorpelbereich wiederaufzubauen. „Gerade bei jüngeren Patienten stellen Knorpelschäden häufig ein Behandlungsproblem dar. Dabei muss auch die Größe eines Defektes berücksichtigt werden“, so Bode weiter.

Und wie funktioniert das neue Verfahren? „Wir entnehmen mit einem sogenannten Schaber feine Knorpelpartikel aus der Randzone der defekten Stelle oder aus einem unbelasteten Gelenkabschnitt“, erklärt Bode. Parallel dazu nehmen wir dem Patienten Blut ab, aus dem wir das plättchenreiche Plasma ACP herstellen. Mit einem Teil des Plasmas wird anschließend eine Thrombinlösung hergestellt. Die gewonnenen Knorpelpartikel können wir dann mit Hilfe einer Applikationskanüle auf den Knorpelschaden auftragen. Sind die Knorpelpartikel in der gewünschten Position, werden sie abschließend mit einem durch die Mischung von Thrombinlösung und ACP entstandenen Fibrin-Gel verklebt und somit in ihrer Position fixiert.“ Der Eingriff erfordere nur einen kurzen, meist zweitägigen stationären Aufenthalt in der Klinik, danach könne das Gelenk allmählich wieder voll belastet werden, ergänzt der leitende Oberarzt Sven Meyer.



Bildunterschrift:
Chefarzt Dr. Holger Bode (links) und der leitende Oberarzt Sven Meyer erläutern das neue Verfahren.